Ein allzu häufiger Kommentar der Berichterstatter in "FIFA 11" lautet:"Ja, wir sind schon Glückspilze! Dass wir immer so tolle Spiele kommentieren dürfen! Und dann haben wir auch noch die besten Plätze!". Und nicht nur die Kommentatoren freuen sich über die guten Partien sondern auch die Spieler. Denn "FIFA 11" (auf dem PC) ist eine wahre Offenbarung für alle Fußball- und Spielefans.
Die augenscheinlichste Änderung im Gegensatz zum Vorgänger aus dem Vorjahr ist wortwörtlich die neue Grafikengine. Endlich, nach Jahren des optischen Leids, bekommen nun endlich auch PC-Spieler die Next-Gen-Grafik von den Konsolen spendiert. Zwar ist die verwendete Engine nicht der aus dem diesjährigen Konsolenpendant nachempfunden, sondern der Grafik aus "FIFA 10" und dem WM-Spiel, doch die über Jahre hinweg mit Playstation 2-Optik geplagten PC-Spieler sollte dies nicht wesentlich stören.
Denn auch diese Engine gibt immer noch einiges her. Wenn man den Punkt finden möchte, an dem das Spiel grafisch den größten Sprung gemacht hat, ist das eine schwierige Angelegenheit, denn "FIFA 11" sieht einfach in sämtlichen Belangen um einiges besser aus als sein Vorgänger. Mit am erfreulichsten ist wohl der Wegfall des schlicht grauenerregenden 2D Pappmänchen-Publikums, das bei Grafikfetischisten schon lange für Gänsehautatmosphäre – im negativen Sinne - sorgte. Jetzt schaffen ansehnliche dreidiminsionale Vertreter der Gattung "Fan" eine postivie Stimmung. Auch bei den Spielermodellen hat EA Sports einen sehr großen Sprung nach vorne gemacht. Lahm, Xavi, Lampard und co. sehen ihren reelen Vorbildern jetzt um einiges ähnlicher und können dank schärferer Texturen und einer merklich erhöhten Polygonzahl mit deutlich mehr Details aufwarten.
Einziger Schwachpunkt der virtuellen Kicker sind die zugegebenermaßen doch sehr statischen Trikots, die zwar nicht an die "Rüstungen" eines "NBA 2K" heranreichen. Trotzdem hätte ein bisschen mehr Beweglicheit sicher nicht geschadet. Und auch Spieler, die nicht gerade allgemein bekannt sind, wurden ressourcenschonend nach dem Baukastenprinzip ertellt und ähneln den Vorbildern aus Fleisch und Blut eher weniger. Auch die Bewegungsanimationen heben sich deutlich vom Vorgänger ab. Besonders Ballannahme und Pässe wurden derart verbessert, dass man kaum glaubt nur einen Einjahressprung hinter sich zu haben. Damit kann "FIFA" erstmals auf dem PC in der gleichen Grafik-Liga spielen wie der Dauerkonkurrent "Pro Evolution Soccer".
Was "FIFA" seiner Nemesis aus dem Hause Konami schon immer voraus hatte, waren und sind das schier unendliche Angebot an lizensierten Vereinen. Hier dürften selbst anspruchsvolle Fußballfans nicht so schnell an ihre Grenzen stoßen. Auch in Sachen Stadien ist genug, wenn auch nicht durchgehend lizensierte Abwechslung geboten.
Wer will kann ihm umfangreichen Managermodus einen Verein seiner Wahl zum Erfolg führen. Dieser stellt die größte Langzeitmotivation im Singleplayer da. Das Warten auf neue Transfers, die Sorge um die eigenen Spieler und der stetige Erfolgsdruck von Seiten des Vorstands sorgen für eine angenehme Suchtspirale. Zwar fällt der Modus verständlicherweise nicht so umfangreich und komplex wie der eines "Fußball Managers" aus, trotzdem bietet "FIFA 11" - auch im Vergleich zum Vorgänger - stark verbesserte Transfers und Teammanagements. Ein schöner Mix aus Simulation und Arcade, der vor allen Spielern, die eine kürzere Einarbeitungszeit bevorzugen gefallen dürfte. Sauer stößt hier nur die erhöhte minimale Halbzeitlänge von je vier Minuten auf. So werden Spiele im Gegensatz zum 2010er Pendant, bei dem man noch je zwei Minuten spielen konnte, teilweise zu ewigen Geduldsproben. Wer also nicht gerne simuliert muss sich auf eine lange Saison einstellen.
Hat man sich aber erst mal in eine Partie gestürzt, erwartet einen aber Fußballgenuss vom feinsten. Die gewohnt etwas zu schnellen Spiele spielen sich wunderbar flüssig. Zusätzlich darf sich die K.I. nun wirklich mit dem Terminus "intelligent" rühmen. So macht sie auf den höheren Schwierigkeitsgraden, von denen es faire fünf gibt, geschickt die Räume zu und kontert geschickt. Dass man auf den niedrigeren Leveln keine geistigen Meisterleistungen zu erwarten braucht, erklärt sich von selbst. Allgemein wirkt die K.I. allerdings teilweise allzu anfällig auf exzessives Pressing.
"FIFA 11" erlaubt zusätzlich, zum ersten Mal in der Spieleserie, tiefergehende Taktik-Optionen - auch während des Spiel. Endlich können taktik-affine Gemüter durchgehend ihre Aufstellung millimetergenau anpassen, ihren Spielern strategische Rollen zuweisen und mit Schiebereglern auf das Spielgeschehen Einfluss nehmen, was vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden öfters den entscheidenden Unterschied macht. Sollte man dann aber doch mal verlieren, dürfte die Schuld weniger an einer fehlerhaften Ballphysik liegen. Denn die weiß durchgehend zu überzeugen. Ping-Pong Bälle gehören somit fast der Vergangenheit an, lediglich in Form der neuen (Flatter-)Bälle scheint es unrealistische Flugbahnen noch zu geben. Ebenfalls unrealistisch ist die Spielgeschwindigkeit geblieben, was bei den eher actionbetonten Spielen sowieso nicht stört
Damit man dabei stets die Kontrolle über den Ball behält, sollte man auch auf dem PC zum Controller, bevorzugt den der XBox 360, greifen. Mit Tastatur und/oder Maus kommen selbst Profis schnell an ihre Grenze. Zumal auch das gut gestaffelte Menü nur mit XBox Controller wirklich Sinn ergibt und sich angemessen bedienen lässt.
In Sachen Atmosphäre zeigt sich FIFA 11 von seiner besten Seite, wobei auch hier die schmucke Grafik viel zum positiven Gesamteindruck beiträgt. Aber auch der Sound weiß zu überzeugen. Die Reporter haben zwar viel von ihrer gestelzten Art verloren, kommen aber immer noch nicht im an ihre Live-Kollegen heran. Die Stadionsoundatmosphäre ist druckvoll und abwechslungsreich, so ist je nach Land ein anderer muttersprachlicher Stadionsprecher zu Gange, der Auswechslungen und ähnliches über die Stadionlautsprecher verkündet. Und auch die Spieler rufen sich nun merklich gegenseitig, wenn auch eher unverständlich, in der jeweiligen Landessprache zu. In Sachen Sorroundsound ist "FIFA" dagegen eher enttäuschend: Fangesänge und andere Krachmacher wie Trommeln ertönen etwas unplatziert aus der 5.1. Anlage. Trotzdem kann sich der Spieler über eine recht angemessene Tonkulisse freuen. Ein weiteres atmosphäre-steigerndes Gimmick ist die neue Möglichkeit seinen Torjubel "individuell" auszuführen, was dem Spieler ermöglicht, nach einem Torerfolg je nach Lust und Laune Arme in die Luft zu recken, in die Höhe zu springen oder mit den Knien das Grün zu durchpflügen. Und Grund zum jubeln gibt es bei "FIFA 11" genug
Fazit:
"Was hat man als PC-Spieler gelitten. Für alle unentschiedenen Gemüter gibt es hier eine Demo des Spiels. Jahre der Polygonarmut, schwammiger Texturen, etc. pp. Haben stets für neidische Blicke auf die Konsolen gesorgt. Aber das hat jetzt endlich ein Ende: Der technisch überlegene PC bekommt endlich das was er verdient. Aber auch in Sachen Gameplay, Sound und Atmosphäre gibt es endlich ein aktuelles Spiel. Damit ist "FIFA 11" eine klare Kaufempfehlung für jeden, der sich auch nur einen Hauch für Fußball interessiert. Auch Besitzer des Vorjahrestitels sollten einen Neukauf aufgrund der erheblichen Verbesserungen ernsthaft in Betracht ziehen"
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